10 Zeichen für eine toxische Beziehung

Toxische Beziehungen sind derzeit ein bisschen wie ein Virus… Sie scheinen sich überall auszubreiten. Kaum ein Podcast, eine Frauenzeitschrift oder ein Beziehungs-Blog, in dem nicht darüber berichtet wird. „Toxisch“ ist dabei schon fast wie ein Label für alles, was in einer Beziehung alles nicht so richtig rund läuft. Und, auch, wenn ich die eine oder andere Erfahrung damit gemacht habe, möchte ich doch die Frage stellen: „Sind alle schlechten Beziehungen gleich toxisch?“ Damit du diese Frage für dich besser beantworten kannst, zeige ich dir zehn Zeichen, an denen du erkennen kannst, ob und/oder wie stark deine Beziehung vergiftet ist.

Puh, von Viren haben wir die Nase gestrichen voll (man beachte den Wortwitz; Nase und voll = positiver Corona-Test…). Und auch ich wurde Anfang des Jahres damit beglückt. Das war echt anstrengend. Genauso aufreibend und noch nachhaltiger schwierig sind toxische Beziehungen – und die gehen zurzeit viral.

Irgendwie begegnet mir das Thema überall und lässt mich nicht los. Vor allem, weil es so komplex ist. In erster Linie ist es überhaupt schwierig, zu erkennen, ob die/der Partner*in einfach eine schlechte Phase hat und einen deshalb ständig verletzt oder, ob es sich tatsächlich um eine toxische Beziehung handeln könnte und sich die Situation bei ehrlichem Hinschauen nicht verbessert oder gar verschlechtert. Eins ist sicher, ähnlich, wie bei einem Virus, wird man sie nicht einfach los.

Diese 10 Zeichen können auf eine toxische Beziehung hinweisen:  
  1. Dein Partner hat narzisstische Züge: An einer toxischen Beziehung ist meist ein narzisstischer Partner beteiligt, manchmal sind auch beide narzisstisch veranlagt. Dabei ist es wichtig, zu betonen, dass es im medizinischen Sinn nur wenige wirkliche diagnostizierte Narzissten gibt. Die meisten haben eher „nur“ narzisstische Züge. Menschen, bei denen diese ausgeprägt sind, sind meist sehr eloquent, charmant und charismatisch. Sie sind erfolgreich und mächtig in der Ausstrahlung. Ach ja, und ich möchte nicht vergessen, zu erwähnen, dass du wahrscheinlich den geilsten Sex deines Lebens hast (Es muss ja auch positive Dinge geben, sonst würdest du ja nicht bei ihm oder ihr bleiben…) Allerdings ist diese sehr umgängliche und auch faszinierende Art oftmals nur Fassade. In Wirklichkeit hapert es gerade am Selbstwertgefühl. Diese Menschen tragen meist Traumata aus der Kindheit mit sich, die sie nie aufgelöst haben. Sie können zu sich selbst, und letztlich zu anderen, keine wirkliche Beziehung oder Nähe aufbauen. Sie spielen sich und ihrem Umfeld etwas vor. Noch schwerer als die so genannten offenen Narzissten, ist es, verdeckte Narzissten zu erkennen. Sie sind zwar auch hervorragende Schauspieler, aber im Vergleich zu der Erfolgsversion, hat sie ihr fehlender Selbstwert sogar daran gehindert, beruflich erfolgreich zu sein. Gleichwohl es auch narzisstische Züge bei Frauen gibt, sind es meist Männer, die solche aufweisen. Wenn sich dein Partner in der Regel schwertut, sich wirklich für dich und deine Themen zu interessieren oder zum Beispiel zwar zuhört, dann aber schnell wieder auf seine Probleme zu sprechen kommt, ist das zum Beispiel ein Anzeichen für einen narzisstischen Zug. Überprüfe ehrlich, wie hoch die Redeanteile deines Partners und dir sind. Nimmt er deine Meinung oder Lösungsvorschläge ernst oder dreht er sich weiter in seinem eigenen Drama um die Achse – immer und immer wieder? Natürlich sind das nur ein paar Anhaltspunkte, aber es gibt eine Menge Informationen zu diesem Thema im Netz.
  2. Du bist die absolut größte Liebe ever ever ever: Was laut meinen Recherchen allen toxischen Beziehungen gemein ist, ist, dass sie mit einem wahren Trommelwirbel beginnen. Du wirst von Anfang vergöttert und auf einen Sockel gestellt (Vorsicht: Sockel können schnell wackeln!). Wer will nicht schon beim ersten Date hören, dass er geliebt wird? Fühlt sich zwar etwas überfordernd an, aber hey, immer noch besser als Männern wochenlang hinterher zu telefonieren und dann abgespeist zu werden. Nein, dann ist es doch besser, gleich beim zweiten Date die Aussteuer zu bestellen – nicht…. Sei vorsichtig, wenn deine Beziehung mit Wagner und nicht mit dem Bolero beginnt. Echte Gefühle brauchen meist ihre Zeit (ausgenommen sind 0,000007 Prozent der Beziehungen, die direkt beim ersten Mal ihren Seelenpartner getroffen haben und auch heute, nach 35 Jahren, noch glücklich sind).
  3. Alle Exen sind doof oder gar verrückt: Da Narzissten sich selbst nicht wertschätzen, tun sie das auch in Bezug auf andere Menschen nicht. Zum einen neigen sie zum Dauerlästern über Kolleg*innen, Chefs, Bekannte und überhaupt die ganze Welt. Die Exen werden da natürlich nicht ausgelassen. Sie sind, versteht sich von selbst, entweder doof oder noch schlimmer: Meist sind seltsamerweise alle Exen verrückt… Was natürlich nicht an deinem Partner liegt…. Willst du dich in diese Reihe einreihen?
  4. Du kennst jede seiner Bettgeschichten – er will von deinem früheren Liebesleben nichts wissen: Ganz gleich, ob du auch gerne über deine Vergangenheit reden würdest. Er kann sich das einfach nicht antun. Zu groß ist seine Liebe für dich und damit die Eifersucht, die er hätte. Dass du allerdings jeden Bettkosenamen seiner Ex-Hasis kennst und am besten auch noch die Lieblingsstellungen, zeugt nur davon, was für ein toller Hecht er ist.
  5. Kritik geht gar nicht: Da wären wir bei einem der kritischsten Punkte deines möglicherweise toxischen Partners. Der Typ ist sofort gekränkt, ganz gleich, wie nett du eine konstruktive Kritik äußerst oder einen dir wichtigen Wunsch verpackst. Er ist immer total persönlich getroffen.
  6. 1,5 Jahre Honey Moon: Ach ja, laut mehrerer Quellen sind meist die ersten 1,5 Jahre einer toxischen Beziehung ganz schön. Ihr wisst, dass nach 1,5 Jahren die erste Verliebtheit vorbei ist und die Beziehung in den Status Liebe übergeht? Es könnte also sein, dass euer erster richtiger Streit erst so spät stattfindet. Gemein ist, dass du zu diesem Zeitpunkt deinem Partner so verfallen bist, dass eine Trennung ab da fast unmöglich ist.
  7. Heftiger Ausbruch: Wenn dieser Streit aber dann losbricht, kann es sein, dass du zuvor noch nie so etwas erlebt hast. Es kann ein für dich völlig unwichtiger Anlass sein. Etwas, für das sich in deinen Augen ein Streit überhaupt nicht lohnt. Allerdings ist eventuell eben eines dieser unverarbeiteten Traumata aus der Kindheit oder von früher schuld daran, dass es ihn/sie total übermannt/überfraut. Du jedenfalls weißt nicht, wie es zu diesem Tornado kommen konnte und kannst dich ab jetzt darauf einstellen, dass es nicht das einzige Starkwetterereignis bleiben wird. Experten sind sich einig: Ein oder zwei cholerische Ausbrüche in mehreren Jahren sind zu entschuldigen, aber nicht, wenn es ab jetzt alle paar Wochen bei euch erheblich donnert. Dabei spreche ich jetzt nicht von normalen, nachvollziehbaren Streiten, die in jeder Beziehung vorkommen.
  8. On/Off: Ganz typisch für toxische Beziehungen folgen aus diesen Wutausbrüchen oftmals On-/Off-Beziehungen. Rein rational ziehst du die Reißleine, möchtest dich so nicht behandeln lassen, aber, vor allem, wenn auch du ein bisschen für Drama empfänglich bist und noch Baustellen in punkto Selbstwert hast, gewinnt meist die Sehnsucht über die vernünftige Entscheidung – also Herz über Kopf. Das liegt allerdings auch daran, dass dieses On/Off in unserem Hormonhaushalt einiges durcheinanderbringt. In einem Podcast habe ich gehört, dass er dem von Süchtigen ähnelt. Erst drei Monate nach einer Trennung ist man so einigermaßen aus der tiefsten Hölle raus; normal ist dein Hormonhaushalt erst nach einem Jahr – unfassbar! Gemein: Narzisstische Partner, die sich von dir getrennt haben, kommen oftmals schon nach kurzer Zeit zurück und geloben Besserung. Du glaubst ihm oder ihr – und schon geht es ab in die nächste Runde.
  9. Gaslighting: Aber es wird noch besser… Im fortgeschrittenen Stadium einer toxischen Beziehung kommt es oftmals zu einem Phänomen, das Gaslighting genannt wird. Damit werden Bemühungen bezeichnet, jemandes Wahrnehmung der Realität zu manipulieren. Der Begriff stammt vom Titel des Theaterstücks„Gas Light“ von 1938 des britischen Dramatikers Patrick Hamilton. Bekannt wurde er vor allem durch die Verfilmung „Das Haus der Lady Alquist“ von 1944. Darin versucht ein Ehemann, seine Frau ganz langsam verrückt zu machen.

    Dein Partner fängt also an, an deinen Bewertungen von Menschen oder Situationen Zweifel zu säen. Oftmals macht er deine Freunde und dein Umfeld schlecht. Allein willst du da ja dann auch nicht hingehen. Jeder noch so kleiner Fehler deiner Umgebung wird intensiv ausgeschlachtet. Am Ende stehst du (bis auf deinen entzückenden Partner) allein da. In der verschärften Form werden kleinste Fehler von dir, wenn du zum Beispiel deinen Schlüssel verlierst oder dir an der Kasse einfällt, dass der Honig, trotz Einkaufsliste, noch fehlt, als beginnende Demenz oder als krankhaft dargestellt – und wehe, dich nervt eine wiederkehrende Angewohnheit an deinem Partner und du wagst dich, diese in diesem Stadium zu kritisieren… Die Zwangsjacke wäre aus seiner Sicht die richtige Maßnahme… Gerne äfft er dich dann in der Rückbesinnung auf deine Fehler und Reaktionen nach… Ich kann nur sagen: Lauf!
  10. Wehe, du reagierst gesund: Ist es so weit gekommen, merkst auch du endlich, dass dein Traumprinz ein Frosch ist. Bislang hast du oft schon bei der geringsten Andeutung, dass er dich verlassen würde, klein beigegeben, hast eventuell sogar gebettelt, dass er es sich überlegt und ihr doch reden könnt… Allerdings fällt dir dies in letzter Zeit schwerer. Ein Tipp, wenn du ihn endlich loswerden willst: Wenn er dir beim nächsten Mal droht, nach Hause zu fahren, dann lass ihn fahren… Beleidigt er dich, reagiere entsprechend. Das ist wirklich nicht einfach, aber der erste Schritt, dich zu retten. Vor allem: Sei dir sicher, ihr werdet noch mehrere Runden drehen. Wenn du ihn also, auch nach reiflicher Überlegung, doch noch behalten möchtest: Er meldet sich nach ein paar Tagen bestimmt wieder!

Du kannst diese zehn Punkte übrigens auch als einen Selbst-Test nutzen: Du findest einige, viele oder sogar alle Signale für eine toxische Beziehung in deiner wieder? Je mehr Punkte mit deiner Beziehung übereinstimmen, desto toxischer kann deine Beziehung sein.

Wichtig: Das Leben ist nie schwarz oder weiß. Gerade Beziehungen sind vielfältig. Es gibt so viele Graustufen. Prüfe für dich, was auf deine zutrifft. Manchmal reicht schon ein Grauschimmer, um dir nicht wirklich gut zu tun. Was du aus dieser Erkenntnis machst, entscheidest du.

Allerdings: Meiner Meinung und Recherche nach können sich narzisstisch veranlagte Partner*innen nur schwer ändern, da sie genau im Punkt der eigenen Persönlichkeitsentwicklung einen blinden Fleck haben.

Sei achtsam mit dir und milde – auch wenn du noch ein paar Runden drehst, kann der Ausstieg aus dieser Achterbahn nach dem zehnten Mal klappen!

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